Josef, ein “Motopurler”, berichtet:
Hallo, liebe Freunde des historischen Motorsports,
mir wurde Nahe gelegt, wieder mal meinen Senf zu diesem Thema zu Papier, beziehungsweise auf den Bildschirm zu bringen.
Vergangenes Wochenende, vom 13.-15. Septmber 2019 war die zweite Auflage des Auerberg Klassik Hill Climb. Auf Grund positiver Äusserungen von Freunden und Bekannten über die Veranstaltung vor 2 Jahren wollte ich unbedingt auch teilnehmen. Für dieses Event nahm ich mir vor, mit 2 meiner Rob North BSA Rocket 3 anzutreten, als zweiten Fahrer Stefan Dobler aus Rankweil, normalerweise auf einer 1000er Kawasaki erfolgreich bei der Bergeuropameisterschaft unterwegs. Innert weniger Tage intensiver Arbeit, mit Hilfe von Frank Ritsch, ein Genie was Elektrik betrifft. Jeder Normalsterbliche, wenn er ein Kabel sieht, braucht ein Diagnosegerät, Computer oder zumindest ein Multimeter. Frank schafft dies mit Hirn und Prüflampe.
Am Donnerstag Nachmittag vor besagtem Wochenende lief die Dreizylinder einwandfrei, eine Probefahrt war aber leider nicht möglich, bei der örtlichen Polizei bin ich einfach zu bekannt…. Irgendwie ein mulmiges Gefühl, stand das Teil schon seit gut 30 Jahren bewegungslos in diversen Garagen und Museen rum. Ausserdem wurde mir von namhaften englischen Journalisten (Mick Duckworth, Richard Darby usw.) nahe gelegt, das Motorrad nicht zu bewegen, da es sich um ein Exemplar handelt, welches als zweites nach den acht Werksmaschinen ( 4 BSA, 4 Triumph) handelt. Der Rahmen wurde noch höchstpersönlich von Rob North gelötet, viele Teile sind anders als bei den heutigen Replikas so wie ich die meinige schon fast 10 Jahre fahre. Unter anderem war dieses Motorrad auch einige Jahre im Privatbesitz von Werksfahrer Percy Tait.
Freitag in der Früh starteten meine Freundin Ingrid und ich nach Bernbeuren im wunderschönen Allgäu zum Auerberg. Dort angekommen, uns wurde ein feiner Parkplatz zugewiesen, luden wir unsere BSA´s aus, reservierten noch ein Plätzchen für unseren Freund Stefan, welcher am Vormittag noch bei der Arbeit war. Dann Administrative und technische Abnahme, alles wie üblich ohne Probleme. Nach der Fahrerbesprechung am Samstag Früh hatten wir um 9.00 Uhr den Besichtigungslauf. Wir fuhren in den Wartebereich vor dem Start. Plötzlich stand Stefan mit seiner BSA in einer riesigen Öllacke, die Feuerwehr musste mit Bindemittel alles reinigen. Nachdem wir alle gestartet waren, schob mein Freund sein Bike ins Fahrerlager zurück um es zu begutachten. Die Verbindungsleitung zwischen Motor und Öldruckmanometer stand am mittleren Auspuffkrümmer an und schmolz dahin. Stefan, ein cleverer Junge, durchtrennte diese, knickte sie ab und verschloss sie zusätzlich mit einer passenden Schraube, welche er noch mit einem Schlauchbinder sicherte.
Nach gründlicher Reinigung tauchte er plötzlich kurz vor mittag zum ersten Trainingslauf wieder auf. Total fertig,aber mit einem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht. Diesen konnte er dann auch problemlos beenden. Am Nachmittag um 14.00 Uhr stand der erste Wertungslauf auf dem Programm. Mit unseren Rocket 3 starteten wir direkt hintereinander, ich mit der 171 hinter meinem Partner. Auf halber Strecke schloss ich auf mein zweites Motorrad auf, welches mit rauchender Kupplung zur Seite fuhr. Da das Motorrad sehr lange für die Rundstrecke übersetzt war, er fuhr nur in den ersten 2 Gängen, wär dies absehbar gewesen. Mitunter war auch noch durch die jahrzehntelange Standzeit ein Dichtring spröde, sodass die Trockenkupplung zusätzlich noch verölte und rutschte.
Am späten Nachmittag wieder zurück im Fahrerlager besprachen wir die Situation, ein weiteres Fahren war nicht mehr möglich. Wir kontaktierten Hermann Köpf, den Veranstalter, ob er seine Kawasaki holen dürfe, um mit ihr am Sonntag mit derselben Startnummer fahren zu dürfen, natürlich ausser Wertung, da diese etwas zu neu war. Wir stiessen überall auf offene Ohren, er setzte sich in den Bus, fuhr nach Feldkirch, um seine Japanerin zu holen.
Alle waren wir glücklich, dass es so problemlos klappte. Beide hatten wir ein schlechtes Gewissen, er, weil er meinte meine BSA kaputt gefahren zu haben, ich, weil ich der Meinung war, ihm ein Motorrad gegeben zu haben, welches nicht standfest war.
Alles in allem war es eine traumhafte, super organisierte Veranstaltung, möchte mich hier nochmals bei den Organitoren auf diesem Weg bedanken…..